Ludwigsburg – Marokko
Und dann ging es endlich los.
Die Nacht vor unserer Abfahrt war für uns beide nicht gerade erholsam. Lange konnten wir nicht einschlafen und dann klingelte gefühlt auf einmal schon der Wecker. Wir verabschiedeten uns von unseren Freunden und Familie, übergaben die Schlüssel an unsere Urlaubsvertretung und fuhren dann endlich los in unser Abenteuer. Ich, Susanne, musste das ein oder andere Tränchen verdrücken, und der Abschied fiel mir nicht gerade leicht. Aber wer etwas von der Welt sehen will, muss los.
Für einen entspannten Einstieg in unsere Reise planten wir die Fahrt von Ludwigsburg bis Genua mit 2 Tagen ein. Abfahrt am 29.03. um 13:15 Uhr, Ziel: Comer See. Hier gibt es einen sehr kleinen, aber wunderschön gelegenen Parkplatz, der sogar noch kostenlos ist. Die ersten 350 km liefen auch ziemlich entspannt, bis es dann immer näher Richtung Comer Stadt ging. Für die letzten 5 km, direkt durch die Stadt, rechnete das Navi 15 Minuten ein. Ich scherzte noch, „was da wohl für Straßen auf uns zukommen“ und so war es auch…
Wir erinnerten uns an unseren Italienurlaub zurück, in dem wir eine Sackgasse nicht erkannten und rückwärts um mehrere Kurven mit dem VW Bus rangieren mussten. Solltet ihr auch mal mit eurem Camper am Comer See sein, hier findet ihr einen schönen Platz. Früh da sein lohnt sich, um überhaupt noch einen Parkplatz und dann auch noch mit Seeblick bekommen zu können.
Wir hatten Glück – oder waren einfach nur ein bisschen frech – und stellten uns ziemlich knapp zwischen 2 andere Camper. Aber, was neben dem Seeblick noch ein unschlagbares Plus an diesem Stellplatz ist, die direkt anschließende Pizzeria. Lange haben wir nicht mehr so eine leckere Pizza gegessen, und mit ca. 12 € auch echt ok. Mit einer Flasche Sekt und der Pizza war der Abend gerettet, und nicht sonderlich lang. Kurz nach 1 Uhr wurde ich von der extrem hohen Temperatur im Bus wach. Ich, natürlich noch ohne Ahnung, wie die Standheizung programmiert wird, probierte alles, um die Temperatur wieder erträglich zu bekommen. Fenster auf, Dachlüfter auf, und bloß nicht Marcel wecken. Morgens wurden wir von einem vorbeifahrenden Bötchen geweckt und freuten uns über den kühlen Wind, der draußen wehte. Ach ja, das Temperatur-Fiasko lag übrigens – wie schon nachts von mir vermutet – an der Standheizung, die noch von unserem letzten Trip vor einer Woche programmiert war.
Gemütlich machten wir uns auf zur 2. Etappe.
Die ca. 250 km bis nach Genua liefen ohne wirklich Schwierigkeiten. Und so standen wir um kurz nach 11 Uhr im Hafen mitten zwischen all den anderen Passagieren in der Autoschlange nach Marokko. Hier checkten wir uns mit unseren Reisepässen auch aus. Die Fähre war bisher die größte für Marcel und mich. Mehrere Decks, auf denen die Autos gestapelt und Zentimeter genau geparkt wurden. Selbst auf den Rampen wurden Autos geparkt. Einweiser möchte ich hier definitiv nicht sein. Wir hatten Glück und konnten auf Parkdeck B parken, von dort aus kommen wir in Marokko ziemlich zügig wieder von der Fähre runter. Im Vorfeld haben wir uns auf der Fähre für ein Zimmer entschieden, um die 52 Stunden auch relaxen zu können. Üblicherweise hat man einen „Pullmansessel“, aber dort würde ich definitiv nicht mehrere Tage verbringen wollen. Unser Zimmer lag auf der Steuerbordseite des Schiffes. Über den Zustand der Zimmer haben wir vorab im Netz ziemlich viel Schlechtes gelesen, haben auch extra Schlafsack-Inlays mitgenommen, um uns darin einzukuscheln, was aber absolut nicht notwendig gewesen wäre. Was wir aber auf jeden Fall unterschätzt hatten, war das richtig schlechte Essen.
Hier die ausführliche Erläuterung von Marcel, ich will gar nicht mehr daran denken.
Da wir uns gleich bei der Buchung einen 150 € Food-Pass gekauft haben, sind wir abends in das Self-Service-Restaurant zum Abendessen gegangen. Das Essen war leider mehr schlecht als recht. Zur Auswahl standen verschiedene Gerichte, Susanne hat sich für die Paella und ich mich für die Pasta Arrabiata entschieden. Da die Portionen relativ klein waren, gab es noch einen großen Salat und Pommes dazu, sowie als Nachtisch ein Tiramisu. Klingt an sich lecker, das war es leider dann auch schon. Die Gerichte waren alle komplett ohne Gewürz und kalt, und wie man eine fertige Salatsoße versauen kann, bleibt mir bis heute auch ein Rätsel. Beim Tiramisu würden sich italienische Großmütter im Grab umdrehen, wenn man das als Tiramisu bezeichnen kann, etwas künstlich schmeckenden Biskuit, der komplett aufgeweicht ist, mit etwas Schokoladenpudding überzogen. Am nächsten Abend waren wir im À la Carte-Restaurant, auch hier wurden unsere Erwartungen leider nicht erfüllt. Susanne hatte Nudeln mit Meeresfrüchten, die einigermaßen warm waren, jedoch wieder ungewürzt und man schmeckte, dass es TK-Essen war. Ich hatte eine Pizza Quattro Formaggi, hier hat man wohl aus Kostengründen die Tomatensauce weggelassen und es war eigentlich nur ein Pizzateig mit Käse. Nicht zu erwähnen, dass mein Essen knapp 20 Minuten nach dem Essen von Susanne gekommen ist… Nachtisch haben wir diesmal keinen genommen, weil noch eine Enttäuschung am Essen konnte ich nicht vertragen.
Long Story short: Zur Fähre selbst gibt es nicht viel zu sagen, aber das Wichtigste: Man kann sich hier vor der Ankunft bereits mit dem Reisepass und den Fahrzeugpapieren einreisen und so später die Wartezeit am Hafen etwas verkürzen.
Im Hafen angekommen, waren wir tatsächlich relativ schnell draußen, konnten aber auch schon die ersten Begegnungen mit der arabischen Fahrweise machen. Devise: Wer am lautesten hupt, kommt als Erster raus. Blöd nur, wenn derjenige, der auf der Rampe zum Herausfahren geparkt hat, als Letzter zum Fahrzeug kommt.
Aus der Fähre raus ging es dann erst mal einige Kilometer bis zum Checkpoint, an dem wir dann eine ganze Weile verbrachten. Super spannend zu sehen, was sonst noch alles für Reisemobile hier ankommen und zusammen mit uns anstehen. Als wir dann endlich an der Reihe waren, durften wir erst mal warten. Wir hatten zuvor an Bord der Fähre nur uns beide eingecheckt und nicht unser Auto. Das dauerte dann zwar etwas, ersparte uns aber wohl die Durchsuchung mit Hunden und das Scannen. Wir wurden nur gefragt, ob wir eine Drohne dabei haben, dies haben wir verneint, und man hat uns eine gute Reise gewünscht. Direkt nach der Grenze haben wir einen Stopp gemacht, Geld gewechselt und uns eine Versicherung für den Bus gekauft. Da wir online oft gelesen haben, dass der Telefonkartenverkäufer an der Grenze nicht unbedingt zu empfehlen ist, haben wir das auf den nächsten Tag verschoben. Uns wurde durch Zufall ein Campingplatz bei Asilah empfohlen, dieser war für die erste Nacht ganz gut. Auch wenn wir dafür direkt am ersten Tag unsere wichtigste Regel „nicht bei Dunkelheit fahren“ gebrochen haben. Jedoch fanden wir beide die abendliche Fahrt sicherer als den Stellplatz direkt an der Grenze. Hierbei konnten wir auch gleich unsere Lightbar am Dachgepäckträger testen, diese hat die Nacht zum Tag gemacht…