Nachdem wir aus Marokko ausgereist sind, ging es nach Mauretanien. Direkt am Posten nach der Marokko Grenze wurden wir von einem Fixer abgefangen, der für uns den Grenzverkehr erledigen wollte. Eigentlich hatten wir darauf keine Lust, dieser war jedoch sehr aufdringlich.
Auf der Strecke zwischen den Grenzen (ca. 2 km) habe wir versucht den Fixer mit einer rasanten Fahrweise abzuschütteln. Dies ist uns leider nicht gelungen.
Die Strecke ist eine wirkliche Holperpiste mit tiefen Schlaglöchern und unbefestigter Straße, jedoch für unseren höhergelegenen Bus mit BF Goodrich Reifen kein Problem.
Uns ist auf der Strecke ein Tesla mit deutschem Nummernschild entgegen gekommen, dieser ist die Strecke im Schneckentempo gefahren. Ein Tesla ist definitiv nicht für den Afrikanischen kontinent gemacht. Ladesäulen gibt es hier höchstwahrscheinlich nicht, somit bleibt nur das Laden am normalen Stromnetz und das gibt es eigentlich auch nicht wirklich.
An der Grenze von Mauretanien angekommen ging es gleich in das erste Grenzgebäude. Auf dem Weg dorthin haben wir uns dazu entschieden den Fixer doch zu nutzten, eventuell auch weil er so aufdringlich war und wir keine Lust hatten ewig zu diskutieren.
Wir redeten uns ein, seinen service nur zu nutzen, um etwas Zeit zu sparen, da die Grenze bald schließen würde.
Somit ging der Grenzverkehr auch richtig schnell, wir benötigen ein Visa on Arrival in Mauretanien, dieses wird meistens in Euro bezahlt. Allerdings wollten wir dieses in Marokkanischer Währung bezahlen, da wir noch einige Dirham über hatten. Dies wurde nicht so ganz verstanden, weil es doch mit Euros deutlich günstiger sei…
Nachdem wir beim Zoll waren, wurde der Bus noch von einem Hund kontrolliert und wir mussten zur nächsten Station. Diese hätten wir ohne den Fixer nie im Leben gefunden. Ausgeschildert ist hier nichts.
Was in diesem Büro gemacht wurde wissen wir nicht, aber es wurden unsere Pässe und die Fahrzeugpapiere benötigt. Danach ging es nochmal zur Polizei bei der wir unser Visa erhielten.
Parallel hat sich der Fixer um die Versicherung und um eine Simkarte gekümmert. Um ziemlich genau 17 Uhr waren wir mit allen Stationen durch, eingereist und sind zusammen mit dem Fixer nach Nouadhibou gefahren.
Dabei wurde uns die Praxis mit dem „Fish“ erklärt. Dies ist eine Passkopie, die wir an allen Checkpoints abgeben müssen, mit dem Hintergrund falls uns was passieren sollte weiß man in welcher Region wir zuletzt gesehen wurden und weiß wo man suchen muss. Ob das wirklich der einzige Grund ist, wissen wir nicht. Hinterfragen es aber auch nicht.
Wir haben bereits im Voraus gelesen, dass man einige dieser Fishe braucht und in Deutschland etliche Kopien gemacht.
In Nouadhibou ging es dann noch zur Bank, Geld abheben, den Fixer verabschieden und auf den Markt etwas Gemüse einkaufen.
Die Villa Maguela sollte unser Rastplatz für die nächsten zwei Nächte werden.
*Villa Maguela, einer DER Spots für Camper in Mauretanien. Hier trifft sich alles was auf den Weg in den Süden ist. Kontakte knüpfen, Infos austauschen, sich erholen und die Zeit genießen. Auf unserer Reise werden wir mehrere solcher Orte ansteuern.
Angekommen haben wir erstmals Kontakt mit anderen Camping-Reisenden.
Lisa und Alfred, ebenfalls aus Deutschland mit ihrem Toyota LandCruiser und Wohnkabine sind auf dem Rückweg aus dem Senegal, sowie ein älteres Britisches paar mit einem MAN Truck, welches sich ebenfalls auf dem Heimweg befindet. Den Abend haben wir gemütlich mit den anderen Reisenden und einer Tasse Tee am Feuer ausklingen lassen.
Als wir endlich erschöpft und hundemüde in unser Camper-Bett gefallen sind, hörten wir ein Rascheln im Bus, Susanne meinte hier ist ein Tier im Bus, oder auch nur ein Falter der versucht durchs Fenster hinein zu kommen. Ich sagte es war nur der Wind und Sie soll sich keine Gedanken machen. Nachdem es erneut raschelte, hat Susanne mit der Taschenlampe eine Maus entdeckt. Ich war todmüde und mir war sie in diesem Moment egal, ich wollte einfach nur schlafen. Die Maus sollte unser Problem für den nächsten Tag sein. Somit habe ich mich umgedreht und weiter geschlafen. Kurze Zeit später bin ich jedoch aufgewacht, da etwas an meinem Zeh herumgenagt hat.
Ich war hell wach und davon überzeugt, dass es die Maus war. Somit legten wir uns auf die Lauer um die Maus zu fangen. Als Falle hatten wir einen Eimer und einen Topf aufgestellt, unter beiden lag Brot und in der Theorie mussten wir nur leicht den Topf oder den Eimer antippen, sobald die Maus etwas vom Brot anknabbert. Als Licht hatten wir uns die Lampe von unserem Moskiolicht aufgestellt, hell genug um die Maus zu erkennen, dunkel genug, damit sie die Maus aus ihrem Versteck traut.
Nach wenigen Minuten kam sie raus und hat am Brot geknabbert, sie sah schon süß aus, jedoch war sie nicht der beste Begleiter für den Bus und musste wieder ausziehen.
Doof ist die Maus allerdings nicht, sie nagte das Brot gerade so an, dass sie nie ganz unter dem Eimer schlüpfte, sodass wir die Falle nicht zuschnappen lassen konnte. Auch nicht als wir das Brot anders positionierten, die Maus wusste immer wie sie es erreicht ohne in die Falle zu gehen.
Nach knapp zwei Stunden warten bin ich eingeschlafen, Susanne ist zeitgleich wieder aufgewacht und wir haben uns mit den Fallen quasi abgewechselt. Susanne hat die Falle das erste mal ausgelöst, leider war die Maus schneller und wir mussten die Fallen erneut aufstellen. Es hat gerade mal 15 Minuten gebraucht bis die Maus erneut unter der Falle war, diesmal hatte sie leider blockiert und die Maus ist uns wieder entwischt. Wir sind irgendwann beide eingeschlafen.
Am nächsten morgen haben wir den anderen von der Maus erzählt und zu hören bekommen, dass dies wohl öfters hier passiert. Von Lisa & Alfred haben wir einen Giftköder bekommen, dies hat bei der Maus im Fahrzeug der beiden super funktioniert. Wir waren uns nicht sicher ob wir diese Variante auch nehmen sollten, eigentlich wollen wir die süße Maus nur loswerden und nicht gleich mit der Holzhammer Methode.Noch dazu kam die Sorge, dass sich die Maus hinter einem Schrank verkriecht, dort nicht mehr herauskommt und stirbt.
Wir haben Tagsüber, nachdem wir alles Mausesicher verpackt haben und einen Plan für die nächste Mausefalle geschmiedet haben, etwas gearbeitet (ich an einer Kundenhomepage und Susanne an Bildern). Im Laufe des Tages sind Alexandra und David aus der Schweiz in der Villa Maguela angekommen. Sie haben an der Grenze zwischen Marokko und Mauretanien nicht so viel Glück wie wir gehabt und benötigten insgesamt sechs Stunden für den Grenzübertritt.
Wir haben uns ziemlich lange unterhalten und ausgetauscht, es war super interessant all die spannenden Geschichten und Erlebnisse von anderen Reisenden zu erfahren. Abends gab es dann für alle zusammen nochmals Abendessen.
Ein schönes Ritual das uns an der Villa Maguela wirklich sehr gut gefallen hat.
Wir hätten gerne mehr Zeit dort verbracht, unsere Pläne führten uns aber weiter.
Am Ersten Abend erzählten uns Lisa & Alfred von der berühmten Offroad Stecke die Parallel zum Zug „Iron Ore“ verlief und wie schön es auf dieser Route sei.
Schon in Deutschland haben wir von dieser Route gehört und sogar andere Reisende aus Köln gefunden mit denen wir diese Stecke zusammen fahren wollten. Allerdings änderten sich deren Pläne und für uns war die Idee der Route dahin.
Alfred meinte jedoch das sollte man unbedingt machen wenn man hier ist, und wenn man erst mal die Strecke gefunden hätte wäre es easy. Da dort auch relativ viele Offroad Fahrer unterwegs seien ist es auch nicht so einsam wie man jetzt denken würde bei einer Strecke durch die Sahara.
Also gut, wir machen es. Der Entschluss stand fest.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von allen, der Abschied fiel uns definitiv nicht leicht, füllten unsere Vorräte auf und machten uns auf den Weg zu Bahnstrecke.
Den Einstieg zu finden ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Es gibt keine Schilder wie z.B. auf deutschen Wanderwegen, oder Markierungen wo man abbiegen muss. Es gibt auch nicht „den einen Einstieg“ sondern extrem viele Varianten. Wir waren etwas zögerlich und so blieben wir direkt zu Beginn das erste mal stecken. Luft aus den Reifen, mit der Schaufel frei buddeln und weiter ging es.
Wir hatten zwar ein paar Koordinaten nach denen wir fahren konnten aber geholfen hat das auch nicht, denn überall war Sand. Der komplette Ort war eine Sandlandschaft, das heißt, nicht vom Gas gehen und vollspeed durch die engen Straßen, immer auf der Suche nach Spuren und mit einem Auge im Navi.
Uns war das beiden nicht geheuer. Wenige Meter später schüttelte uns eine Sanddüne sowas von durch dass wir beschlossen umzudrehen. Kurz vor der Hauptstraße blieben wir auf einem Schotterweg stehen um die Reifen wieder mit Luft zu befüllen. Als hätten es die Kinder gerochen waren wenige Minuten später ca. 7 Kids um unseren Bus versammelt. Standardmäßig wollten sie alle ein Geschenk haben. Bei 7 Kindern ist das etwas schwierig und auch generell wollen wir nicht jedem Kind das nach einem „Gado“ bettelt etwas schenken, schon garnicht wenn sie so aufdringlich sind. Long Story short, beim wegfahren nahmen zwei der Kinder die herumliegenden Steine und feuerten sie auf unseren Bus. Ich schrie Marcel einfach nur an „fahr“, und hörte den ersten Stein unseren Bus treffen. Dann der Zweite. Das hörte sich nicht gut an. Marcel hatte direkt die Sorge ob unsere Scheibe noch ganz sei.
Wenige hundert Meter später hielten wir an einer Tankstelle. Marcel hatte recht, ein rißiger Stein, ca. 10×15 cm, Steckte in unserer Scheibe. Nur allein die Sichtschutzfolie hielt die tausenden Splitter noch zusammen. Einige der Truckfahrer bekamen die Situation mit und wollten uns helfen. Drei der Fahrer pumpten unsere Reifen auf, ein weiterer wies zwei Jugendliche an uns zur Polizei zu bringen.
Dort angekommen schilderte Marcel der Polizei was passiert ist. Ohne lange zu überlegen stieg einer der beiden Polizisten in deren Wagen und fuhr zusammen mit Marcel das Dorf ab um die Kinder zu finden. Ich blieb mit dem Bus an der Polizeistation stehen und überlegte schon wo wir eine neue Scheibe her bekommen könnten. Der Zweite Polizist, versuche mich etwas zu beruhigen und abzulenken. Er sprach noch schlechteres Englisch wie ich französisch, war aber unheimlich bemüht.
Eine halbe Stunde später tauchte Marcel mit dem Polizisten und Zwei Kindern auf.
Was genau in der Polizeistation passiert ist, will ich garnicht wissen. Uns war klar, dass wir nichts mehr tun konnten um die Scheibe wieder ganz zu bekommen und das wir sicherlich keine Neue von den Kindern bekommen würden -wir sind ja schließlich in Afrika und nicht in Deutschland.
Im Sande versickern lassen können wir es aber auch nicht. Wir haben im Nachhinein von den Besitzern der Villa Maguela mitbekommen, dass es in diesem Ort wohl schon mehrmals solche Vorfälle gegeben hat, zur Polizei zu gehen war also die Richtige Entscheidung.
Wir beschlossen so schnell wie möglich Mauretanien zu verlassen. Marcel klebte die Komplette Scheibe mit Panzertape ab, so dass die Splitter zusammen gehalten werden.
Uns ist bewusst das eine solche Situation in jedem Land zu jeder Zeit passieren kann. Es war einfach ein dummer Zufall. Das Situationen auf uns zukommen werden die nicht ganz so toll sind war uns bewusst. Aber direkt zu beginn, nach nicht mal zwei Wochen, war das schon ein ziemlicher Einschnitt. Bis zu diesem Tag war die Reise einfach nur perfekt. Wir hatten nie das Gefühl von Unsicherheit oder Angst. Aber diese eine Situation hat mich, Susanne, ziemlich zweifeln lassen.
Die Maus war ganz vergessen und aktuell unser kleinstes Problem.
Nach diesem ereignisreichen Tag standen wir in der Nacht an einem Polizeicheckpoint und fühlten uns extrem sicher. Die Polizisten waren unheimlich nett und sehr bemüht dass wir uns sicher und wohl fühlten.
Als die Polizisten am nächsten Morgen ihre Schicht beendeten verabschiedeten sie sich von uns und erkundigten sich erneut ob es uns gut geht.
Am nächsten Tag legten wir so viele Kilometer hinter uns wie wir nur konnten und waren Abends kurz vor der Grenze zum Senegal.
Ich zweifelte schon daran eine für uns „sichere“ Unterkunft zu finden, da tauchte vor uns, auf einer der bekanntesten Holperpisten Mauretaniens ein Camper auf. Laut Nummernschild aus Kalifornien. Wir überholten sie und uns blickten zwei so freudige Augenpaare entgegen wie wir es lange nicht hatten. Auf dem Weg zur Grenze gibt es eigentlich nur eine Offizielle Stelle an der es geduldet ist zu Campen. Wir warteten dort auf die beiden und freuten uns wie kleine Kinder als sie nach Ca 30 Minuten ebenfalls dort auftauchten.
Das wir die beiden, Jacky und Amado, nicht nur für diese Nacht als Stellplatz Nachbarn neben uns hatten war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Nach einem Kurzen Gespräch war klar, wir hatten das gleiche Ziel,perfekt.
Die Nacht war unheimlich ruhig und durch unsere Nachbarn konnten wir entspannt schlafen.
Als es so langsam Tag wurde machten wir uns zeitgleich auf zur Grenze. Wir versuchten am Anfang noch auf Sichtweite zu bleiben, aber selbst mit unseren knapp 15 kmh hängten wir die beiden schnell ab.
Die Holperpiste zwischen Mauretanien und Senegal war eine sehr beliebte aber auch nervenzehrende Strecke um zur Grenze zu kommen. Ca, 50 km wird man durchgeschüttelt und eingestaubt wie noch was.
Das schöne, hier gibt es Warzenschweine, Krokodile und einige andere Tiere zu entdecken.
Als wir gegen Mittag endlich an der Grenze ankamen war dort absolut nichts los. Alle waren Happy und am essen, da der „Ramadan“ vorbei ist. Ein nettes „eid mubarak“ an jedem Grenzposten hat die Abwicklung etwas beschleunigt und man ist ins Gespräch gekommen und wurden anderen Reisenden, die gerade Einreisen wollten vorgezogen. Nach knapp 20 Minuten waren wir ausgereist. Wir plauderten noch etwas mit den Einreisenden Campern und tauschten Senegalesisches Bargeld gegen eine Mauretanische SimKarte.
Jetzt ging es über die Brücke in den Senegal.
Wir hatten es geschafft, im Senegal hofften wir auf bessere Ereignisse und etwas Ruhe von der ganzen Aufregung.






4 Antworten
Schöner Bericht , mehr davon !
Hoffentlich keine unangenehmen Erlebnisse mehr !
Hallo Papa,
danke für dein Kommentar.
Mehr Berichte werden kommen. Jetzt haben wir es ja bis nach Namibia geschafft und hoffentlich mehr Zeit.
Wir hoffen auch auf weiterhin spannende aber nicht so spannende Erlebnisse.
Grüße nach Hause
Es war wieder toll euren Weg zu verfolgen und man fühlt sich , als ob man mit dabei wäre !
Vielen Lieben Dank =)